Grosskonzerne zur Rechenschaft ziehen

11.10.2024 - Laura Ivanova

Was haben Zalando und Ceva Logistics gemeinsam? Die beiden milliardenschweren Konzerne profitieren von günstigen Arbeitnehmer*innen, scheffeln Unmengen an Gewinn und übernehmen keinerlei soziale Verantwortung. Mit grosser Empörung und Unverständnis haben wir die angekündigten Massenentlassungen von 350 Stellen bei Ceva Logistics, die vor allem Frauen ohne Schweizer Pass und Temporärangestellte betreffen werden, zur Kenntnis genommen. Bereits letztes Jahr wurden die prekären Arbeitsbedingungen, der tiefe Lohn und die unzureichenden Ferientage bemängelt. Deshalb versprach Ceva Logistics im Dezember 2023 eine Lohnerhöhung von zwei Prozent, die Einführung eines 13. Monatslohns und die stufenweise Einführung einer fünften Ferienwoche. Zudem sollte mehr Personal fest angestellt werden. Ein Jahr später stellen wir mit Erschrecken und einer grossen Empörung fest, dass die versprochenen Verbesserungen nur unzureichend umgesetzt wurden. So gibt es etwa keine generelle Lohnerhöhung. Die Entscheidung von Zalando, den Vertrag mit Ceva Logistics zu kündigen, zeigt einmal mehr, wie wenig Verantwortung grosse Konzerne für die Menschen übernehmen, die für ihren Erfolg arbeiten. Was die Situation besonders alarmierend macht, ist die systematische Ausbeutung von Frauen, insbesondere von Migrantinnen, die einen Grossteil der Belegschaft im Niedriglohnsektor wie der Logistik oder dem Einzelhandel ausmachen. Frauen, die häufig Doppelbelastungen durch Erwerbstätigkeit und unbezahlte Care-Arbeit tragen, sind ohnehin stärker von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen. Solche Massenentlassungen treffen nicht nur Einzelpersonen, sondern verstärken strukturelle Ungerechtigkeiten. In einer Branche, in der die Arbeitsbedingungen ohnehin schlecht sind, zeigen Unternehmen wie Ceva Logistics und Zalando erschütterndes Desinteresse an der Verbesserung dieser Zustände. Das Versagen von Ceva Logistics, die Versprechen einzulösen und die Entscheidung von Zalando, sich einfach aus der Verantwortung zu stehlen, ist ein klassisches Symptom eines Wirtschaftssystems, welches Profite über die Existenz von Menschen stellt. Die soziale Verantwortung, die beide Unternehmen tragen, ist nicht verhandelbar. Sie betrifft insbesondere die Frauen, die den reibungslosen Ablauf in ihren Lagern und den schnellen Versand der Bestellungen sicherstellen und es zeigt einmal mehr, dass sich der Kapitalismus auf der strukturellen Diskriminierung von Frauen stützt. Diese patriarchalen Muster müssen durchbrochen werden, indem wir Unternehmen zur Verantwortung ziehen und dafür sorgen, dass diejenigen, die den Reichtum erarbeiten, auch an ihm teilhaben. «Es ist beschämend, dass der «Fast-Fashion-Gigant» sich nicht nur auf Kosten der Umwelt, sondern auch auf Kosten der Arbeitnehmer*innen bereichert», so Laura Ivanova, Co-Präsidentin der Juso Solothurn. Weiter fordert Nicole Schüpbach, Mitglied Juso Solothurn, «dass Unternehmen wie Zalando und Ceva Logistics ihre soziale Verantwortung ernst nehmen und nicht nur auf kurzfristige Gewinne aus sind». Die betroffenen Mitarbeitenden verdienen nicht nur Respekt, sondern auch eine Perspektive für die Zukunft. Es kann nicht sein, dass Menschen für unternehmerische Entscheidungen büssen müssen, welche sie nicht zu verantworten haben.

  • Wir fordern im Zuge der Massenentlassungen einen umfassenden Sozialplan, der Umschulungen, Weiterbildungsprogramme, Unterstützung bei der Jobsuche sowie angemessene Abfindungen für die entlassenen Mitarbeitenden vorsieht.
  • Um sicherzustellen, dass alle Beschäftigten, insbesondere Frauen, fair entlohnt werden, fordern wir die Einführung eines kantonalen, existenzsichernden Mindestlohns von mind. 23.- CHF.
  • Unternehmen wie Ceva Logistics müssen dazu verpflichtet werden, mehr Mitarbeitende fest anzustellen, um die Abhängigkeit von temporären Arbeitsverhältnissen zu reduzieren. Feste Arbeitsverträge bieten den Mitarbeitenden mehr Sicherheit und Planungsperspektive.